Geschichte

Vom Reisigbesen zur Elektro-Kehrmaschine

Heutzutage werden Straßen, Gehsteige und größere Außenflächen mit Aufsitzkehrmaschinen gereinigt. Häufig noch mit Diesel-betriebenen Maschinen, immer häufiger nun aber auch mit der elektrisch betriebenen Variante der Kehrmaschine. Aber das war nicht immer so. Ein kurzer Blick auf die Geschichte der Straßenreinigung.

 Am Anfang war der Reisigbesen

Schon im Mittelalter wurde Reisig, also dünne Zweige zu Besen zusammengebunden und zum Kehren verwendet. Ab ca. dem 17 Jhd. Wurden Handbesen maschinell gefertigt. Diese boten den Vorteil eine höheren Borstendichte, bei Fugenreichen Böden bietet der Reisigbesen jedoch den Vorteil mit seinen unterschiedlich langen Borsten besser in die Fugen zu kommen. Einen guten Kompromiss bietet der heute industriell gefertigte Krallenbesen.

Die Handkehrmaschine wird entwickelt

Da das vor sich her schieben von Schmutz nicht sonderlich effizient war wurde als nächste Evolutionsstufe in der Straßenreinigung die Handkehrmaschine entwickelt. Noch immer manuell betrieben stieg die Effizienz jedoch schon um das Fünffache an. Sowohl rotierende Walzen, als auch horizontal rotierende Besen kommen hier zum Einsatz. Der Schmutz wird direkt in einen Auffangbehälter befördert.

Die ersten Straßenkehrmaschinen vom Pferd gezogen oder mit Dampfmaschine betrieben

In den 1840er Jahren erfand Joseph Whitworth in Manchester, England, die erste Straßenkehrmaschine.

Trotzdem wird Charles Brooks häufig als Erfinder der Straßenkehrmaschine genannt, der 1896 sein Patent für eine Straßenkehrmaschine in den USA angemeldet. Allerdings war diese Maschine nur eine Weiterentwicklung. Bereits 1849 hatte C.S. Bishop eine Straßenkehrmaschine in den USA zum Patent angemeldet. Insgesamt wurden vor 1900 bereits mehr als 300 Straßenkehrmaschinenpatente in den USA erteilt.

Die meisten Straßenkehrmaschinen des 19. Jahrhunderts wurden von Pferden gezogen. Über Ketten und Zahnräder wurde die Rotation der Räder des Wagens genutzt um die rotierenden Bürsten anzutreiben.

1868 wurde in den USA ein selbstfahrendes Kehrfahrzeug zur Reinigung von Eisenbahnschienen patentiert welches von einer Dampfmaschine angetrieben wurde.

 

Paris 1865
Kehrmaschine von Krupp

Mit der Industriellen Revolution steigt der Automatisierungsgrad.

Der Kehrmaschinenaufbau besteht im Allgemeinen aus rotierenden Walzen und einem oder mehreren Tellerbessen, die das Kehrgut unter das Fahrzeug zum Saugschacht befördern. Mittels eines Ventilators wird Unterdruck erzeugt der das Kehrgut in den Schmutzbehälter befördert. Der Ventilator wird bei LKW-Kehrmaschinen durch einen separaten (Diesel)motor angetrieben.

Es gibt weitere Aufnahmeverfahren. Man unterscheidet zwischen den 3 Kategorieren:

  1. Aufnahme durch Absaugung
  2. Mechanische Aufnahme
  3. Kombination aus Absaugung und mechanischer Aufnahme

Die mechanische Aufnahme funktioniert ähnlich wie beim manuellen Aufnehmen mit Handfeger und Kehrblech. Die mechanische Aufnahme findet man heute in erster Linie noch bei Handkehrmaschinen. Straßenkehrmaschinen im kommunal und Dienstleistungsbereich arbeiten zumeist mit Aufnahme durch Absaugung.

Um Feinstaub zurückzuhalten wird im Saugluftstrom bei mechanisch aufnehmenden Kehrmaschinen ein trocken arbeitender Filter verbaut. Der üblicherweise im oberen Heckbereich des Kehrbehälters montierte Filter verfügt deshalb über eine selbsttätige pneumatische Abreinigungsvorrichtung, die eine periodische Reinigung der Filterelemente nach dem Gegenstromprinzip durchführt. Die vom Filter abgeschiedenen Partikel fallen direkt in den Kehrichtbehälter und werden mit dem restlichen Kehricht entsorgt.

Selbstfahrende Straßenkehrmaschinen sind häufig rechts-gelenkt ausgelegt um dem Fahrer eine bessere Sicht auf die Straßenrinne und den Seitenbesen zu gewährleisten.

 

Insbesondere Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz beschäftigten sich mit selbstaufnehmenden saugenden Kehrmaschinen, welche mit vergleichbarem Prinzip auch heute noch im Einsatz sind. Das Kehr-Saug-Prinzip ermöglichte durch zwei Seitenbesen und eventuell einem dritten Frontbesen das Kehrgut vor einen Saugmund zu befördern. Von hier aus wird er durch ein Vakuum (erzeugt durch eine Saugturbine) in den Kehrgutbehälter befördert. Durch Wasserzuführung auf die Seitenbesen und den Saugschacht ist man in der Lage den Staub zu binden. Partikelgrößen bis 2,5 millionstel Millimeter können festgehalten werden (PM 2,5).

Als zweite Kategorie entstanden mechanisch arbeitende Kehrmaschinen. Diese sind dazu in der Lage auch größere Teile vom Boden aufzunehmen, da sie keinen Saugschlauch haben. Dieses System ermöglicht auch deutlich schnelleres Kehren. Allerdings sind die Abmessungen dieser Maschinen nicht für die Bürgersteigreinigung geeignet, da sie zu groß und zu schwer sind.

2008 kam eine neue Revolution mit der Entwicklung einer 3,5 Tonnen Maschine die dazu in der Lage war nach §35StVO Bürgersteige ohne Sondergenehmigung reinigen zu können. Dieser Paragraph besagt, dass nicht mehr als 3,5t auf dem Bürgersteig fahren dürfen. 7 bis 10 Jahre später bauten viele große Hersteller 3,5t Maschinen.

Gleichzeitig war dies das erste richtig funktionierende Schnellwechselsystem, das dem Anwender erlaubte innerhalb von 15 Minuten aus einer Kehrmaschine ein allradangetriebenes Winterdienstfahrzeug zu machen. Das wiederum erlaubte den Städten deutlich geringere Mengen an Fahrzeugen vorzuhalten.

Das Fahrzeug konnte auch zum Gieß- oder Schwemmfahrzeug umgebaut werden. Nassreinigung über ein Schrubbdeck war erstmals auch rückwärtsarbeitend möglich.

Selbst mähen direkt in den Kehrgutbehälter war erstmals möglich.

Kehrmaschinenaufbau
Winterdienstaufbau
Mähaufbau

Aktuelle Entwicklung

Der aktuelle Trend geht deutlich zur Elektro-Kehrmaschine um die Emissionen aus den Innenstädten herauszuhalten. In Kombination mit Öko-Strom oder besser noch durch Photovoltaik auf dem Dach des Bauhofs können Städte und Dienstleister die Straßenreinigung klimaneutral gestalten.